Historie
Die Anfänge der Schwarzwälder Uhrmacherei liegen im Dunkeln. Erste Holzuhren entstanden in der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts, aufgrund der weiteren Kriegswirren entwickelte sich die Uhrenherstellung als eigenes Gewerbe erst ab 1730.
Kleine Geschichte der Schwarzwalduhren
Vom Schwarzwald in die ganze Welt. Eine spannende Zeitreise zu den Beginnen der weltberühmten Schwarzwalduhren.

Ticken im Wald - die Ursprünge der Schwarzwälder Uhrmacherei
Wer heute durch den Schwarzwald reist, staunt darüber, dass hier einst ein Handwerk entstand, das das die Zeit misst. Bereits vor rund 350 Jahren wurden die ersten hölzernen Uhren hier gefertigt, in Stuben mit knarrenden Holzdielen. Erst nach 1730 entwickelte sich daraus ein eigenes Gewerbe: die Uhrmacherei. Was in kleinen Werkstätten begann, wurde schnell zu einem Exportschlager und prägt die Region bis heute.
Die Uhrmacherschule in Furtwangen begann schon 1852, historische Uhren zu sammeln – der Grundstein für das heutige Deutsche Uhrenmuseum. Die „früheste Schwarzwälderuhr“ wurde dort schon 1860 angekauft und vorgestellt – sie entstand wohl vor 1750. Und das gilt bis heute: trotz intensiver Nachforschungen ist keine ältere, authentische Schwarzwalduhr aufgetaucht. Denn die vermeintlich älteren Stücke entpuppten sich als Fälschungen oder stammten aus anderen Regionen.
Im Schwarzwaldhaus für die Welt gefertigt
Im 19. Jahrhundert wurden im Schwarzwald jährlich Hunderttausende Holzuhren gefertigt – und kaum zu glauben – oft direkt in den Wohnhäusern. Dank kluger Arbeitsteilung wurde die Region zu einem Zentrum der Uhrmacherei, dessen Uhren sich europaweit verkauften.
Um 1840 gab es zwischen (Titisee)-Neustadt und St. Georgen rund eintausend solcher Uhrmacherhäuschen mit etwa 5000 Beschäftigten. Jährlich entstanden dort rund 600.000 Holzuhren – ein bedeutender Teil der Weltproduktion. Die Uhren aus dem Schwarzwald waren besonders preiswert und zuverlässig.
Ein Erfolgsfaktor war das Material: Holz war günstiger und leichter zu bearbeiten als Metall. Doch entscheidend war die konsequente Arbeitsteilung mit spezialisierten Zulieferern.
So entstand ein eng verzahntes Netzwerk: Gestellmacher, Glockengießer, Kettenmacher, Schilderdreher und Schildermalerinnen – viele entwickelten eigene Werkzeuge und Maschinen, um effizienter zu arbeiten. Der Schwarzwald wurde so zu einem frühen Zentrum industrieller Fertigung.
Ins Uhrenland! – Handel mit der ganzen Welt
Schwarzwälder Uhren – Ein Exportschlager des 19. Jahrhunderts
Im 19. Jahrhundert wurden Holzuhren aus dem Schwarzwald in ganz Europa und darüber hinaus bekannt. Geschickte Händler brachten sie als Hausierer ins Ausland – das „Uhrenland“. Unterstützt von Schwarzwälder Handelsfirmen, erreichten die Uhren Kunden in Europa und Übersee.
Die sogenannten „Packer“ organisierten den Verkauf oder auch Tausch: fertige Uhren gegen neue Materialien und Alltagswaren. Je nach Zielland wurden die Zifferblätter individuell gestaltet – hell für England, bunt für Frankreich, oder sogar mit speziellen Ziffern für das Osmanische Reich. Die Orientierung am Geschmack der Kunden war schon damals eine Formel zum Erfolg.
Kuckuck! Das Souvenir aus dem Schwarzwald
Kaum ein Symbol steht auf der ganzen Welt so sehr für den Schwarzwald wie sie:
die Kuckucksuhr.
Gemeinsam mit Bollenhut und Kirschtorte ist sie weltweit bekannt – doch ihre Geschichte beginnt bereits im 18. Jahrhundert als die ersten hölzernen Uhren den charakteristischen Ruf ertönen ließen. Rund 100 Jahre später brachte der Eisenbahnarchitekt Friedrich Eisenlohr 1850 den Kuckuck in die heute typische Häuschenform. Zum weltweiten Kultobjekt wurde sie nach 1860, seither prägten kunstvolle Schnitzereien mit Laub, Tieren und Zapfen das Erscheinungsbild.
In den 1950er kam nochmals richtig Bewegung in die Uhr: Mit kleinen Schnitzfiguren, die sich zur vollen Stunde bewegen oder tanzen, wurde sie endgültig zum charmanten Botschafter der Region – und bis heute zum begehrten Souvenir „Made in Germany“.
Uhren am laufenden Band – Wie der Schwarzwald den Weltmarkt eroberte
Uhren für die ganze Welt aus dem Schwarzwald
Wer heute an den Schwarzwald denkt, hat oft zuerst Kuckucksuhren und dunkle Tannen vor Augen – doch die Region war einst ein weltweites Zentrum der Uhrenindustrie, (mehr lesen) TEXT die Heimat von Uhrenfirmen wie Junghans, Kienzle oder Mauthe. Denn ab der Mitte des 19. Jahrhunderts veränderte sich hier alles: Die ersten Uhrenfabriken entstanden und brachten Hausgewerbe und industrielle Fertigung unter ein Dach. Damit hielten gleichmäßige Qualität und Effizienz Einzug in die Uhrenproduktion.

Die Zeit der Massenprodukte brach an.
Nach amerikanischem Vorbild dachte man auch im Schwarzwald die Uhren neu: Ende des 19. Jahrhunderts wurden materialsparend gefertigt und für eine schnelle Montage optimiert.

Wecker wurden zum Verkaufsschlager
Erschwinglich, zuverlässig, überall gefragt. Kurz vor dem Ersten Weltkrieg stammten rund 60 Prozent aller exportierten Großuhren weltweit aus dem Schwarzwald – ein Beweis für die Innovationskraft und das technische Geschick einer ganzen Region.
Vom Ticken zur Zukunftstechnologie – die Transformation einer Region
In den 1970er Jahren veränderten Kunststoff und Mikroelektronik die Uhrenfertigung radikal – Quarzuhren waren günstiger und präziser, traditionelle Hersteller verschwanden vom Markt.
Mit der Billigkonkurrenz aus Fernost in den 1990er Jahren brach die einstige Uhrenhochburg Schwarzwald schließlich fast vollständig ein.
Doch das Ende der Uhren war kein Ende der Innovation. Die Region hat sich neu erfunden – und wie! Aus einstigen Zulieferern wurden Hightech-Partner für moderne Industrien. Präzisionsbauteile aus dem Schwarzwald finden sich heute in Getrieben rund um den Globus. Medizintechnik, Informationstechnologie und andere Zukunftsbranchen sorgen für frischen Wind – mit neuen Jobs und neuen Ideen.
Auch das Know-how bleibt erhalten: Die traditionsreiche Uhrmacherschule in Furtwangen entwickelte sich zur modernen Hochschule mit heute fünf Standorten. Und dort, wo früher Uhren gefertigt wurden, werden heute Informatik, Medizintechnik oder Wirtschaft mit internationalem Fokus gelehrt – zum Beispiel am Campus Schwenningen im ehemaligen Kienzle-Gebäude oder in der alten Uhrmacherschule in Furtwangen. Ein Ort mit Geschichte, der in die Zukunft blickt.

Mit der Billigkonkurrenz aus Fernost in den 1990er Jahren brach die einstige Uhrenhochburg Schwarzwald schließlich fast vollständig ein. Doch das Ende der Uhren war kein Ende der Innovation. Die Region hat sich neu erfunden – und wie! Aus einstigen Zulieferern wurden Hightech-Partner für moderne Industrien. Präzisionsbauteile aus dem Schwarzwald finden sich heute in Getrieben rund um den Globus.
Medizintechnik, Informationstechnologie und andere Zukunftsbranchen sorgen für frischen Wind – mit neuen Jobs und neuen Ideen. Auch das Know-how bleibt erhalten: Die traditionsreiche Uhrmacherschule in Furtwangen entwickelte sich zur modernen Hochschule mit heute fünf Standorten. Und dort, wo früher Uhren gefertigt wurden, werden heute Informatik, Medizintechnik oder Wirtschaft mit internationalem Fokus gelehrt – zum Beispiel am Campus Schwenningen im ehemaligen Kienzle-Gebäude oder in der alten Uhrmacherschule in Furtwangen. Ein Ort mit Geschichte, der in die Zukunft blickt.
Keiner zu klein, ein Meister zu sein
Kleinstwerkstätten liefern für den Weltmarkt
Schwarzwälder Holzuhren entstanden bis Ende des 19. Jahrhunderts meist im Hausgewerbe, also in kleinen Werkstätten, die Teil der Wohnhäuser waren. Um 1840 gab es im mittleren Teil des Schwarzwaldes, zwischen Neustadt im Süden und St. Georgen im Norden, etwa 1000 Uhrmacherhäuschen mit 5000 Beschäftigten. Jährlich entstanden etwa 600.000 Uhren aus Holz – ein bedeutender Teil der Weltproduktion. Die Schwarzwälder Holzuhr war die preisgünstigste Uhr auf dem Markt.
Der beispiellose Erfolg ruhte auf mehreren Säulen. Zum einen war Holz billiger und leichter zu bearbeiten als Metall. Doch dieser Vorteil galt auch für andere Regionen, die Holzuhren bauten. Entscheidend für den Siegeszug der Schwarzwalduhr war die Arbeitsteilung. Nicht ein Uhrmacher allein war für die Entstehung der Uhren zuständig, sondern er bezog vorgefertigte Teile von Zulieferern. So gab es Gestellmacher, Gießereien für Glocken und Zahnradrohlinge, Kettenmacher, Schilderdreher und Schildermaler. Diese spezialisierten Handwerker entwickelten raffinierte Maschinen und Werkzeuge.
Blick in eine Uhrmacherwerkstatt um 1900 (Archiv Deutsches Uhrenmuseum)